Finanzielle Unterstützung: Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit – Warschau.
Kooperation: Teatr Ludowy – Krakau.
“Die Mutter” von Stanislaw Ignacy Witkiewicz (Witkacy)
Regie und Titelrolle: Janina Szarek
Co-Regie: Dzidek Starczynowski
Dramaturgie: Janina Szarek & Prof. Dr. Olav Münzberg
Bühnenbild/Kostüme/Plakat: André Putzmann
Musik: Robert Kanaan
Choreographie: Dzidek Starczynowski
Besetzung:
Mutter/Person: Janina Szarek
Leon: Markus Breitenhuber
Zofia Pleitus: Anastasia Startchak
Dorota: Susána Abdul Majid
Joachim Kalbski: Ilja Sorokin
Apolinary Pleitus: Deniz Ekinci
Lucyna Beer: Christine Burgartz
Wojciech de Demuthski-Blasewitz: Matthias Tywuschik
Licht: Max Multhaup
Ton: Bianca Ierullo
Regie-Assistenz: Bianca Ierullo
Stanislaw Ignacy Witkiewicz (Witkacy) ist die ungewöhnlichste, am meisten vielseitige künstlerische Persönlichkeit Polens der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die politischen, sozialen und ästhetischen Anschauungen seiner Romane, Dramen und seiner Philosophie sagten den Alptraum totalitärer Systeme voraus, die Europa nach 1930 erfassten. Sie enthalten auch Definitionen von Prozessen der heutigen europäischen Realität.
Das im Jahr 1924 entstandene Stück „Die Mutter“ gehört zu den besten des Autors. Er wurde in Rom, Paris, München und Stockholm inszeniert und wird bis heute zur europäischen Avantgarde gezählt. Der Autor zeigt die Entindividualisierungund Enthumanisierung des Einzelnen und der ihn umgebenden Gesellschaft. Witkacy schlägt Ideologien und herrschende Modelle des Denkens und Empfindens und deren totale Dehumanisierung nieder. Und: das Stück stellt traditionelle theatralische und dramatische Formen in Frage.
Die Mutter: Janina Szarek
Sein Theater hat besonders visuellen Charakter. Die Bilder, die er schafft, sind äußerst mobil, sie bleiben in ständiger Bewegung. Witkacy vergrößert und verkleinert auf groteske Weise seine Figuren, zeigt Ängste, Phobien, Leidenschaften und ihre Bestrebungen im Kontext der existentiellen Falle einer Gesellschaft von Verwandlung und Zerfall. Durch die Verbindung starker Gegensätze und Widersprüche schafft er eine überraschende Collage von Tönen und Gattungen, ein hervorragendes Beispiel tragikomischer Groteske.
Die Kunst Witkacys – vielfältig, kompliziert und ungewöhnlich – überschreitet die Grenzen ihrer Zeit und ihres Ortes. Sie spricht sehr direkt die Sensibilität des gegenwärtigen Menschen an. Witkacys persönliche Stilistik – geprägt von starker Individualität, aber gleichzeitig universell – bringt die Hauptprobleme und Hauptunruhe der modernen, heutigen europäischen und außereuropäischen Zivilisation zum Ausdruck.
In der geplanten Berliner Inszenierung möchten wir die interpretatorischen Akzente auf die Darstellung des Prozesses der Entstehung totalitärer Systeme und auf Witkacys Vision einer Ameisengesellschaft legen, wo es keinen Platz mehr für menschliche Gefühle gibt und wo das menschliche Individuum nur zu einem funktionierenden Teil der anonymen Masse wird. Wir sehen in Witkacy einen Visionär, der versucht, uns vor der Zerbrechlichkeit gegenwärtiger gesellschaftlicher Strukturen und vor dem Totalitarismus zu warnen.
Die Mutter: Janina Szarek
ACHTUNG! Die Arbeitspremiere des Stückes fand am Donnerstag, 30. Juni 2011, 20 Uhr nur eingeladene Gäste statt, weitere Termine folgen nach den Sommerferien im September und Oktober 2011.