Eine satirisch–musikalisch–kabarettistische Collage
nach Texten von Brygida Helbig (Brigitta Helbig-Mischewski)
Premiere · Dezember 2013
Regie/Inszenierung · Janina Szarek
Bühnenbild/Plakat · Andre Putzmann
Licht · Bartek Kaczalski
Es spielen Absolventen und Studierenden der TRANSform Schauspielschule Berlin · Anne Wolf, Nadine Rey, Patrick Hagendorf, Katharina Scheffner, Tomas Heise-Munoz, Ipek Özgen
„Eine satirisch-musikalisch-kabarettistische Collage“ – Über die Inszenierung
„Pfannkuchen, Schweine, Heiligenscheine“ ist eine satirisch-musikalisch-kabarettistische Collage nach dem Miniroman und anderen Texten von Brigitta Helbig-Mischewski. Das Szenar ist Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen Regisseurin und Autorin.
Es sollte nicht nur Satire für polnisches Emigrationsmilieu in Deutschland sein, sondern auch eine Satire auf die gegenseitige Wahrnehmung von Deutschen und Polen. Es sollte eine bittere humanistische Dekonstruktion nationaler Emigrationsmythen und nationaler Stereotypen zeigen. Es sollte Paradoxe in der Kommunikation zwischen Deutschen und Polen widerspiegeln, und gegenseitige Vorurteile und mentale Barrieren, die zu grotesken Situationen führen, zeigen. Als Hintergrund fungieren dabei ein noch vorhandenes aber gleichzeitig sich veränderndes zweigeteiltes Deutschland, und auch einige in beiden Ländern, Polen und Deutschland, einschneidende Züge der Unionsrealität. Es gibt eine niederschmetternde Autoironie und Ironie, die keine der beiden Seiten, also niemanden, schont.
Die Autorin Brigitta Helbig-Mischewski wird durch zwei Schauspielerinnen dargestellt. Zuerst erscheint sie als Spiritus Movens der ganzen Geschichte, als weiblicher Prospero, ursprünglicher Kreator- Regisseur- Ideengeber. Die innere und äußere Action entsteht auf der Bühne aus ihrer Dichtung, Projektionen, Erinnerungen- Reflexionen.
Sie kreiert auch auf der Bühne ihr eigenes Alter Ego, einen literarischen Doppelgänger, sich selbst als literarische Figur: Gisela Stopa. Die beiden szenischen Personen wandern durch die Vorstellung in einer Symbiose, wie zwei siamesische Zwillinge, wie ein sich ergänzender, inspirierender Organismus. Beide durchwandern als unkonventionelle, ehrgeizige, lebendige junge Polinnen eine Vielzahl absurder Situationen.
Insofern knüpft das Spektakel an die Ästhetik des absurden Theaters an, indem es eine groteske Metapher darstellt und konkretisiert.
Die wichtigsten Motive der Vorstellung sind neben der nationalen und sexuellen Identität, die Emigration als Trauma und gleichzeitig Chance der individuellen Entwicklung, und die Spezifik Berlins als multikulturelle Stadt.
Über die Autorin Brigitta Helbig-Mischewski
Brigitta Helbig-Mischewski wurde im Jahre 2012 für den Nike-Literaturpreis (Nagroda literacka Nike, bedeutenste literarische Auszeichnung Polens) nominiert und ist Professorin für polnische Literatur an der Humboldt Universität und Mitarbeiterin des Deutsch-Polnischen Forschungsinstitutes am Collegium Polonicum in Słubice.
Sie wohnt seit Jahren in Berlin und kennt ausgezeichnet heutige deutsch-polnische Verhältnisse auf der politischen, sozialen und gewöhnlichen tagtäglichen, menschlichen Ebene. Sie arbeitete auch für das Feuilleton des „Radio Multikulti“ (Radio Berlin-Brandenburg/RBB).
In ihren Werken beschäftigt sie sich mit den Themen der deutschen und polnischen Kultur und ihren gegenseitigen Relationen, Stereotypen, Vorurteilen und Einflüssen. Ihre Figuren leben in der Welt dieser zweier Mentalitäten, die sich wechselseitig den kritischen Spiegel zeigen, sich manchmal bekämpfen, manchmal ergänzen. Sie versucht einen Blick aus der historischen Distanz auf die beiden Kulturen zu schaffen.
Über die Regisseurin Janina Szarek
Janina Szarek – polnische und deutsche Schauspielerin, Pädagogin, Regisseurin. Gründerin und Leiterin der deutsch-polnischen Bühne : „Teatr Studio am Salzufer“– wohnt seit 33 Jahren in Berlin und gehört zur Emigration der in Berlin lebenden polnischen Künstler. Studium der Polonistik und Theaterwissenschaft an der Jagiellonen Universität in Krakau und Schauspielstudium an der Theaterhochschule in Krakau. Doktor der Theaterkünste an der Theaterhochschule (Akademia Teatralna) in Warschau. Zur Zeit im Professurverfahren an der Akademie. Mitgründerin des mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichneten Krakauer „STU Theaters“. Zahlreiche Tourneen. Nach dem Schauspielstudium Engagement am „Teatr Polski“ und „Teatr Współczesny „ Wrocław (Breslau) . Zahlreiche Hauptrollen im Theater und Fernsehen. Zusammenarbeit mit den größten polnischen Regisseuren wie : Krystian Lupa (Hauptpreis der „Theater der Nationen“ im „Theatre de L’Odeon” – Paris 2002, der „Europäische Theaterpreis“- 2009), Jerzy Grzegorzewski, Henryk Tomaszewski. Preise der polnischen Theaterkritik.
Seit 1981 tätig in Berlin-West. Arbeit als Pädagogin und Regisseurin im eigenen Schauspielstudio. Mitgründerin des „Teatr Kreatur“ von A. Woron. Rollen an der Berliner Volksbühne und im deutschen Film und Fernsehen. Theaterarbeit in London. Gastdozentin an der „Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, der „Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf“ und an der „Freien Universität Berlin“ – Theaterwissenschaft. Gründerin der Internationalen Theater Werkstatt (ITW) Berlin. Intendantin des „Teatr Studio am Salzufer“ und von „Scena Plus“ in Stettin. Zahlreiche Regiearbeiten: u.a. Akademie der Künste, Ballhaus Neukölln, Teatr Studio am Salzufer. Vorgeschlagen für einen Preis für Kultur und Integration.
Das Projekt wird finanziert von dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit (SdpZ)